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Künstler: ...and you will know us by the trail of dead Album: So divided Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Wasted state of mind Autor: Markus Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann noch einmal auf die Idee kommen würde, meine als Kind heiß geliebten, nun aber mit einer dicken Staubschicht überzogenen Beatles Platten hervorzukramen. Dass nun aber insbesondere die späteren Werke der Liverpooler Pilzköpfe dringend entstaubt werden müssen, liegt in erster Linie an der neuen Platte von And you will know us by the trail of dead. „So divided“ ist untrüglich ein Album geworden, das nicht nur zuhauf Beatles Zitate aufweist, sondern auch eine Langrille, die über weite Strecken in der Lage ist, den Geist solcher Meisterwerke wie „Sgt. Pepper’s lonely hearts club band“ oder auch „Abbey road“ einzufangen. Um jedwede Missverständnisse beim Leser dieser Rezension vorzubeugen, sei angemerkt, dass And you will know us by the trail of dead zwar einen riesigen Schritt in Richtung Brit Pop gewagt haben, jedoch nach wie vor meilenweit davon entfernt sind, seelenlose Radiomusik zu kreieren, die lediglich oberflächlichen Zeitgeistern oder medienverstrahlten Teenies ein Lächeln abringt. Im Gegenteil: Die texanischen Klangtitanen um Sänger und Virtuose Conrad Keely begreifen die von ihnen geschaffene Musik nun vollends als Tonkunst und kreieren ein Album, das sich einen Scheißdreck um irgendwelche Konventionen schert und mehr Überraschungen bereithält als jede auf der Kirmes erstandene Wundertüte. Dabei strotzen die Songs der Amis wie schon auf dem grandiosen Vorgängerwerk „Worlds apart“ voller kreativer Versatzstücke und einfallsreicher Gimmicks. Simple Strophe-Refrain-Strophe Schemata sucht der Zuhörer meist vergebens. Dafür kredenzen uns And you will know us by the trail of dead elf detailverliebt intonierte Stücke, die ehrlicher, liebevoller und phantasievoller daherkommen als sämtliche Veröffentlichungen aus dem Hause der exzentrischen Gallagher Brüder in Summe. „So divided“ ist ein Longplayer geworden, der der „Kunstform Album“ bedrohlich nahe kommt. Und diese Tatsache bringt die Band wieder in die Nähe der späten Beatles, deren künstlerischer Anspruch ebenfalls mit jeder neuen Veröffentlichung wuchs. Der mittlerweile fünfte Output in der Bandgeschichte der Texaner eröffnet mit einem unscheinbaren Intro: Man vernimmt in der Ferne ertönende Glockentürme, zurückhaltendes Gitarrenspiel, durcheinander schwafelnde Menschen, urplötzlich einsetzenden Beifall. Danach bricht der Sturm los. „Stand in silence“ ist ein vorwärts gewandter, energischer Rocker geworden, der sich nach etwa zwei Minuten einen sphärischen Mittelpart gönnt, nur um gegen Ende der Komposition wieder lärmverliebt nach vorne zu preschen. Mit „Wasted state of mind“ präsentieren uns And you will know us by the trail of dead dann eine der schönsten Kompositionen der letzten Jahre und verzücken den Zuhörer mit einem äußerst eindringlichen Refrain und wunderbaren Harmonien. Sehr interessant ist die Rhythmik in „Naked sun“ geraten, einem Song, der auch durch die Verwendung von Blasinstrumenten auf sich aufmerksam macht. Das äußerst sentimental geratene Guided by voice Cover „Gold heart mountain top queen directory“ glänzt durch famoses Tastenspiel und eine tolle Gesangsleistung, ehe im nun folgenden Titeltrack wieder der tosende Wahnsinn die Oberhand gewinnt. Alle Achtung verdienen sich die gespenstische Geräuschkulisse und der zauberhafte Damengesang im schlicht „Life“ betitelten siebten Stück, während das beschwingt anmutende aber textlich bitterböse „Eight days in hell“ (Man beachte die Namensähnlichkeit zum Beatles Klassiker „Eight days a week“) klingt, als hätten die letzten dreißig Jahre Musikgeschichte nie stattgefunden. Nach dieser eher ungewöhnlichen Episode, gibt es mit „Witch’s web“ wieder eine tiefmelancholische Gitarrenballade, dicht gefolgt vom pechschwarzen und mit psychedelischem Grundtenor ausgestatteten abschließenden „Sunken dreams“. Den bereits über alle Maßen beeindruckenden Vorgänger „World’s apart“ noch im Hinterkopf, war auch ich zunächst angesichts von „So divided“ enttäuscht. Diese Enttäuschung ist mittlerweile jedoch schlichter Verzückung gewichen. Ein And you will know us by the trail of dead Album braucht einfach seine Zeit, um sich vollends entfalten zu können. Diese solltet ihr dem neusten Meisterwerk der Texaner daher auch dringend geben.
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